dich weiter

Eine arme Seele in Not

Abend kostet Lehrerin 164€!

Essen – mit leerem Magen stehen einige kulturbewusste junge Menschen vor dem Eingang des in Borbeck wohlbekannten Prisma-Centers. Ungeduldige Gesten, lauter Wortwechsel. Es ist der „Englisch for Polluters“-LK – und gleichzeitig auch der History-Is-My-Life-GK - des Gymbos (Gymnasium-Borbeck), der sich hier heute am 28.02.2002 beim Chinamann zum themenbezogenen Kurstreffen unter dem Motto „Chinese Revolution“ zusammenfindet. Die Schüler warten.

Es fehlt nur noch Ursula W. (unter 1,50) aus M.a.d.R., die exzellente Lehrkraft, welche den „mandate from heaven“ erhalten hatte diesen gerissenen Kurs in beiden Fächern zu unterrichten.

Endlich hat das Warten ein Ende. Ursula – von ihren engsten Freunden und Bekannten auch lieblich „die Ursel“ genannt -  taucht schließlich am vereinbarten Treffpunkt auf und das Dinner kann beginnen. Wie gewöhnlich strahlt Ursula eine Aura von Selbstbewusstsein und Energie aus - die Emanzipation in Person!

Um den Hals trägt sie ein fesches Halstuch aus ihrer Winter-Kollektion, farblich perfekt abgestimmt mit ihrem restlichen Outfit. Die extravaganten Designerschuhe mit moderaten Absätzen geben ihrer Erscheinung den letzten Pfiff, aber hauptsächlich geben sie ihr 5 cm an Größe hinzu. Die anderen 5 cm macht ihre rotschimmernde Haarpracht aus, die zu einer modernen Frisur hergerichtet ist.

In solch einer Verfassung kann ihr doch keineswegs ein Unglück passieren. Nicht heute an diesem Abend, der inzwischen voller Harmonie begonnen hat. Doch die Zuversicht trügt.

Auch ihre Schüler hätten sich nie träumen lassen, dass eine Schande über sie kommen würde. Sie hat sich so sehr auf den Abend gefreut... Beim Dinner bestellte sie ihr Lieblingsgericht, Nr.23 “Drachenschwanz in Vogelnest Hot and Spicy“ und sie war so glücklich, als sie mit dem Kellner über problematische Angelegenheiten der Chinesischen Revolution plaudern konnte“ so einer ihrer Schüler. Umso härter traf die Schüler die nackte Tatsache, über das Vergehen ihrer Lehrerin, die bisher immer den Anschein erweckt hatte zu den braven Bürgern der Stadt zu gehören. Neben ihrem Engagement für die Charity Organisation „SOS-Inder-Dorf“, wird ihr noch nachgesagt aktiv an der Bewegung „Save the Racoon“ teilgenommen zu haben.                 

War es ihre Superbia oder die natürliche human frailty die sie soweit brachte, dass sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte?

Sie hatte ihren Wagen dort geparkt, wo sie ihn besser hätte nicht parken sollen. Wahrscheinlich war sie in großer Eile gewesen, um ihre treue Schülerschaft nicht warten zu lassen, und nahm das Parkverbot am Borbecker Marktplatz genauso wenig wahr, wie die erste Fischbude, die dort schon frühzeitig aufgebaut wurde – und das alles an einem Donnerstag  Abend, wo doch                                   am nächsten Morgen immer der ganze Platz für den Borbecker Markt beansprucht wird. Natürlich war der Abschleppdienst sofort zu Stelle und ließ ihren VW Polo unauffällig mitgehen.

Nach dem Dinner: Der Schock für Ursula! Vergeblich nach ihrem Wagen Ausschau haltend stand sie am Marktplatz, wie bestellt und nicht abgeholt. Doch glücklicherweise begleiteten sie zwei ihrer Schüler in dieser äußerst miserablen Situation und brachten sie aufs Polizei Revier. Aufregung, Temperamentausbrüche - es  war nichts zu machen. Da in ihrer Akte eine Vorstrafe wegen Kopierkartenraubes vorgefunden wurde, wollte der nette Beamte auf dem Polizeirevier keineswegs ein Auge zudrücken. Und so blieb nichts übrig als zu warten. Einer der Schüler, der ihr in dieser größten Not beistand: “Sie war sehr aufgebracht und Verwirrung stand ihr mitten im Gesicht geschrieben.“

Ungeduldig fieberte Falschparkerin Ursula ihrem Auto entgegen, das bald gebracht werden sollte.

Ein Polizeisprecher: „Als mein Kollege am Telefon meinte: < ...in 10 Minuten sind Sie dann hier...>, sprang sie fast im Dreieck vor Erleichterung. Dabei wusste sie nicht, dass der Kollege mit dem Pizzaservice telefonierte – die Arme“

Nach vielen Umständen auf dem Polizei Revier bekam Ursula schließlich ihren Wagen ausgehändigt und inklusive dazu gab es einen  Strafzettel im Wert von 164 Euro, der die bedauernswerte Englischlehrerin aus M. a.d.R. noch Wochen nach der Tat in den Wahnsinn treibt.

Die Strafe lastet schwer auf ihr hinsichtlich ihrer finanziellen Lage, aber mehr noch leidet sie unter psychischem Druck.

Kann Ursula jemals wieder glücklich werden?

Falschparkerin Ursula und ihre Zukunft:

Sachbearbeiter des Falles : “Vergessen wird sie ihre Schandtat nie, aber sie wird es schon verarbeiten können. Die Grundregel lautet jetzt: sparen, sparen, sparen.“